Wo speichert der Körper Trauma? Ein somatischer Blick auf Heilung
- Rebecca Rinnert
- 26. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Hast du jemals ein Engegefühl in der Brust gespürt, einen Kloß im Hals oder unerklärliche Verspannungen in den Schultern — obwohl eigentlich alles in Ordnung scheint?

Diese körperlichen Empfindungen könnten mehr als nur Stress sein. Sie könnten Hinweise auf gespeichertes Trauma im Körper sein.
Trauma ist oft nicht nur eine Erinnerung. Es ist ein körperlicher Abdruck, gespeichert in unserem Nervensystem und Gewebe. Zu verstehen, wie Trauma im Körper gespeichert wird, kann der erste Schritt auf dem Weg zu tiefer und nachhaltiger Heilung sein.
Wenn du schon Gesprächstherapie versucht hast und dich trotzdem festgefahren fühlst, könnte dies dir erklären, warum.
Was bedeutet es, dass Trauma im Körper gespeichert ist?
Trauma lebt nicht nur im Kopf. Wenn wir überwältigende Erfahrungen machen — sei es ein Unfall, medizinisches Trauma, Grenzverletzungen oder emotionale Vernachlässigung in der Kindheit — reagiert unser Nervensystem.
Wenn wir das Erlebte im Moment nicht vollständig verarbeiten können, bleibt die Energie im Körper stecken.
Wie Trauma das Nervensystem beeinflusst

Unsere Reaktionen wie Kampf, Flucht, Erstarrung oder Gefallen sind automatisch. Wenn die Gefahr vorüber ist, der Körper aber den Überlebensimpuls nicht abschließen kann, bleibt Restenergie zurück.
Das zeigt sich z. B. in:\n- Chronischen Verspannungen (z. B. Schultern, Kiefer, Hüfte)
Verdauungsproblemen
Schlaflosigkeit oder Übererregung
Dissoziation oder Gefühllosigkeit
Chronischen Schmerzen oder Autoimmunerkrankungen
Somatische Traumaarbeit ermöglicht es, diese Reaktionen sanft und sicher abzuschließen – damit das Nervensystem wieder ins Gleichgewicht findet.
Erfahre mehr über wie TRE tiefe Muskelspannungen löst
Wo im Körper wird Trauma gespeichert?
Jede*r speichert Trauma individuell, doch es gibt Körperbereiche, in denen es besonders häufig festgehalten wird:
1. Muskulatur & Faszien
Chronische Verspannungen, z. B. im Psoas, Nacken oder Kiefer, können auf jahrelanges Anspannen, Zurückziehen oder Verteidigen hinweisen.
2. Vagusnerv & Darm
Der Vagusnerv verbindet Gehirn und Körper. Trauma kann diese Verbindung stören – was zu Ängsten, Verdauungsproblemen und emotionaler Dysregulation führen kann.
3. Atem & Zwerchfell
Flacher oder angehaltener Atem ist häufig bei Menschen mit Trauma. Den Atem wieder zu befreien, bringt Entlastung und Ruhe.
4. Beckenboden & Körpermitte
Besonders nach sexuellen Übergriffen oder medizinischem Trauma speichern viele Menschen Angst, Scham oder Dissoziation im Beckenbereich.
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Ein sanfter Weg zur Traumaaufarbeitung über den Körper
Somatische Therapie verlangt nicht, dass du deine Geschichte erneut erzählst. Stattdessen unterstützt sie den Körper darin, das zu Ende zu bringen, was er damals nicht abschließen konnte.
Werkzeuge aus meiner Praxis:
Somatic Experiencing (SE):
Sanftes Spüren körperlicher Impulse und Bewegungen.
Tension & Trauma Releasing Exercises (TRE):
Natürliche Körperzittern helfen, gespeicherte Spannungen zu lösen.
Traumasensitives Yoga:
Atmung, Erdung und sanfte Bewegung zur Wiederverbindung mit dem Körper.
Neugierig, ob mein körperorientierter Ansatz zu dir passt?
Was Heilung bewirken kann:
Sich wieder sicher im eigenen Körper fühlen
Chronische Verspannungen loslassen
Weniger Ängste oder Panikattacken
Besser schlafen und frei atmen
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Fallbeispiel
Eine Klientin kam mit jahrelangen Bauchbeschwerden, Anspannung im Körper und einem ständigen Gefühl der inneren Alarmbereitschaft. Durch Somatic Experiencing und TRE begann sie, wieder Empfindungen wahrzunehmen – Wärme, Kribbeln, Bewegung.
Das Überraschendste war für sie nicht das emotionale Ausbrechen, sondern die kleinen sicheren Veränderungen: tieferer Schlaf, Klarheit im „Nein sagen“ und das Gefühl, mit beiden Füßen wieder auf dem Boden zu stehen.
Reflexion: Fang an, deinem Körper zuzuhören

Schließe kurz die Augen. Wo spürst du gerade Spannung? Was passiert, wenn du dort hinein atmest – ohne etwas verändern zu wollen?
Diese Momente des Spürens sind bereits Teil der Heilung.
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Erdende Körperübungen\n- Atemtechniken zur Beruhigung des Vagusnervs
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FAQ: Trauma im Körper
Wo speichert der Körper Trauma?
Oft in Muskeln, Faszien, Nervensystem, Darm oder Atemmustern. Jeder Mensch reagiert anders, aber Verspannung, Taubheit oder chronische Schmerzen können Hinweise sein.
Was ist somatische Therapie bei Trauma?
Eine körperorientierte Methode, die Heilung durch Spüren, Bewegung und Regulation unterstützt – ganz ohne intensive Gespräche.
Muss ich über mein Trauma sprechen?
Nein. Somatische Arbeit orientiert sich an dem, was gerade in deinem Körper geschieht. Du bleibst jederzeit in Kontrolle.
Wie weiß ich, ob das zu mir passt?
Wenn du dich in Gesprächstherapie nicht weiterentwickelt hast oder dich vom Körper abgeschnitten fühlst, kann ein somatischer Ansatz neue Wege eröffnen. Schreib mir gern.
Quellen & Ressourcen
Van der Kolk, B. (2014). The Body Keeps the Score
Levine, P. (1997). Waking the Tiger
Ogden, P., & Fisher, J. (2015). Sensorimotor Psychotherapy
Porges, S. (2011). The Polyvagal Theory
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