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Wieder lernen, sich sicher zu fühlen: Somatische Therapie erklärt die Körper-Geist-Trauma-Verbindung

  • Autorenbild: Rebecca Rinnert
    Rebecca Rinnert
  • 29. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit
A peaceful woman sits cross-legged in a forest path with eyes closed, one hand on her heart and one on her belly, surrounded by warm sunlight and soft greenery, symbolizing safety and somatic healing.

Warum sich Sicherheit nach einem Trauma unerreichbar anfühlen kann

Warum sich Sicherheit nach einem Trauma oft unerreichbar anfühlt

Vielleicht weißt du, dass du in Sicherheit bist – und doch reagiert dein Körper mit Panik, Anspannung oder Taubheit. Das liegt nicht an dir. Es ist die Art und Weise, wie Trauma sowohl das Gehirn als auch den Körper verändert.

Der Psychiater Bessel van der Kolk, Autor von Verkörperter Schrecken (The Body Keeps the Score), betont:

„Trauma ist nicht nur ein Ereignis, das in der Vergangenheit stattgefunden hat. Es ist auch der Abdruck, den diese Erfahrung im Geist, Gehirn und Körper hinterlässt.“

Darum reicht es oft nicht, nur über das Erlebte zu sprechen. Heilung bedeutet auch, sich wieder mit dem eigenen Körper zu verbinden und Sicherheit von innen heraus zu spüren.


Was ist somatische Therapie?

Somatische Therapie (oder körperorientierte Traumatherapie) ist ein ganzheitlicher Ansatz, der Körper und Geist gleichermaßen einbezieht. Sie geht davon aus, dass unverarbeitetes Trauma im Nervensystem gespeichert wird und sich zeigt in:

  • chronischen Verspannungen oder Schmerzen

  • Kampf-, Flucht-, Erstarrungs- oder Anpassungsreaktionen

  • Angst, Hypervigilanz oder Schlafstörungen

  • Gefühllosigkeit oder Dissoziation

  • Schwierigkeiten mit Nähe, Vertrauen und Grenzen

Somatische Therapie unterstützt dich dabei:

  • Schutzspannungen im Körper loszulassen

  • Körperempfindungen wieder bewusst wahrzunehmen

  • das Nervensystem zu beruhigen und zu regulieren

  • ein Gefühl von Sicherheit, Präsenz und Verbindung aufzubauen

Es geht dabei nicht ums Wiedererleben des Traumas – sondern darum, deinem Körper neue Wege der Sicherheit zu zeigen.


Die Wissenschaft: Die Körper-Geist-Trauma-Verbindung

Trauma versetzt das Nervensystem in den Überlebensmodus – manchmal noch Jahre nach dem eigentlichen Ereignis. Das kann zu Mustern führen wie:

  • Hyperarousal: Angst, Panik, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit

  • Hypoarousal: Taubheit, Erschöpfung, Rückzug, Kollaps

Die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges erklärt: Trauma bringt den Vagusnerv aus dem Gleichgewicht – unser zentrales „Sicherheitssystem“. Somatische Therapie hilft, dieses Gleichgewicht Schritt für Schritt wiederherzustellen, sodass Heilung möglich wird.

👉 Studien zeigen, dass körperorientierte Ansätze wie Somatic Experiencing, Trauma-Yoga oder Körperwahrnehmungstechniken wirksam PTSD-Symptome reduzieren und die Lebensqualität verbessern.


Warum Gesprächstherapie oft nicht ausreicht

Gesprächstherapie hilft uns, unsere Geschichte zu verstehen. Doch viele Betroffene fühlen sich trotzdem „blockiert“, weil der Körper noch im Alarmzustand bleibt.

Somatische Therapie baut die Brücke zwischen:

  • dem, was du weißt („Ich bin jetzt sicher“),

  • und dem, was du fühlst (Panik, Angst, Erstarrung).

Trauma-Experten wie Bessel van der Kolk, Peter Levine (Somatic Experiencing) und Pat Ogden (Sensorimotorische Psychotherapie) betonen: Wirkliche Heilung braucht die Arbeit mit dem Körper.


Somatic therapy grounding exercise: bare feet on grass, hands touching a tree, and sensory icons (eye, ear, hand, nose, mouth) symbolizing awareness through the senses.

Somatische Übungen, um Sicherheit neu zu lernen

Hier ein paar sanfte Übungen, die in der somatischen Therapie verwendet werden. Probiere gleich eine aus:

Mini-Übung: Erdung über die Sinne

  1. Nenne 5 Dinge, die du sehen kannst

  2. 4 Dinge, die du spüren kannst (z. B. den Boden unter den Füßen, deine Kleidung)

  3. 3 Dinge, die du hören kannst

  4. 2 Dinge, die du riechen kannst

  5. 1 Sache, die du schmecken kannst

Diese Übung holt dich ins Hier und Jetzt und signalisiert deinem Körper: Ich bin jetzt in Sicherheit.

Weitere Werkzeuge aus der Praxis:

  • Körperempfindungen wahrnehmen: Anspannung, Wärme oder Kribbeln beobachten

  • Sanftes Schütteln oder Bewegung: angestaute Energie loslassen

  • Atemübungen: ruhige, tiefe Atemzüge, um das Nervensystem zu beruhigen

  • Grenzen spüren: mit Bewegungen ein „Ja“ oder „Nein“ üben


Häufige Fragen zur somatischen Therapie

Hilft somatische Therapie bei PTSD?

Ja. Studien belegen, dass körperorientierte Methoden PTSD-Symptome verringern und das Nervensystem regulieren.

Muss ich meine traumatischen Erlebnisse im Detail erzählen?

Nein. Der Fokus liegt auf den aktuellen Körperempfindungen und Ressourcen – nicht nur auf der Vergangenheit.

Funktioniert somatische Therapie auch online?

Ja. Viele Methoden wie Erdungsübungen, Atemarbeit oder sanfte Bewegung lassen sich gut in Online-Sitzungen anwenden.

Wie schnell merke ich Veränderungen?

Das ist individuell. Manche spüren schon nach wenigen Sitzungen Erleichterung, bei anderen braucht es mehr Zeit. Heilung geschieht im eigenen Tempo.


Wieder lernen, Sicherheit zu spüren – es ist möglich

Traumaheilung bedeutet nicht, die Vergangenheit zu „vergessen“. Es bedeutet, Körper und Geist neue Wege zu zeigen, sich wieder sicher zu fühlen.

Wie Bessel van der Kolk sagt:

„Der Körper schreibt mit – aber er kann auch neue Rhythmen lernen.“

Mit somatischer Therapie kannst du:

✅ gespeicherte Anspannung loslassen

✅ dich wieder mit deinem Körper verbinden

✅ Vertrauen und Grenzen aufbauen

✅ Sicherheit im Alltag erleben


Dein nächster Schritt:Wenn dir Gesprächstherapie bisher nicht gereicht hat, probiere somatische Traumatherapie mit einer erfahrenen Begleitung aus. Dein Körper trägt Weisheit in sich – und er kann dich auch zurück in die Sicherheit führen.

 
 
 

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