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Häusliche Gewalt erkennen: Was keine*r als Missbrauch sieht

  • Autorenbild: Rebecca Rinnert
    Rebecca Rinnert
  • 2. Juni
  • 3 Min. Lesezeit

Triggerwarnung: In diesem Artikel geht es um häusliche Gewalt, einschließlich emotionalem, psychischem, finanziellem und sexuellem Missbrauch. Bitte achte gut auf dich beim Lesen.

Nahaufnahme einer schweren Eisenkette mit einem aufgebrochenen Glied, liegend auf einer Betonoberfläche – steht symbolisch für das Durchbrechen von Kontrolle oder Missbrauch.

„Es war nicht körperlich, also dachte ich, es zählt nicht.“


Diesen Satz habe ich oft in der Arbeit mit Betroffenen gehört – und früher selbst gedacht. Häusliche Gewalt hinterlässt nicht immer sichtbare Spuren. Manche der schmerzhaftesten Formen von Missbrauch sind unsichtbar.

Im Kern geht es bei häuslicher Gewalt um Kontrolle – durch Angst, Manipulation und Isolation. Sie betrifft Menschen aller Geschlechter, Altersgruppen und Herkunft.


5 Formen von Missbrauch, die oft übersehen werden

Viele Betroffene erkennen nicht, dass sie Gewalt erfahren, weil die Anzeichen subtil sind – oder gesellschaftlich verharmlost werden.

Hier sind fünf häufige, nicht-physische Formen häuslicher Gewalt:

  • Emotionale Gewalt: Beschimpfungen, Gaslighting, Schuldzuweisungen, Liebesentzug.

  • Psychische Gewalt: Einschüchterung, Drohungen, Isolation von Freund*innen oder Familie.

  • Finanzielle Gewalt: Kontrolle über Geld, Sabotage von Arbeit, Vorenthaltung von Ressourcen.

  • Sexuelle Nötigung: Druck oder Manipulation zu sexuellen Handlungen – auch in Beziehungen.

  • Digitale Gewalt: Kontrolle von Handynutzung, Passwort-Forderungen, Standortüberwachung.

Wenn dich etwas dauerhaft klein, unsicher oder sprachlos macht – ist es wichtig.




Eine junge Frau mit heller Haut sitzt allein auf einem Bett in einem schwach beleuchteten Raum, teilweise vom Sonnenlicht durch ein Fenster erleuchtet – symbolisiert Isolation und Verletzlichkeit.

Warum Menschen bleiben (und warum diese Frage zu kurz greift)

Vielleicht hast du schon mal gefragt: „Warum geht die Person nicht einfach?“Diese Frage übersieht die komplexe Realität von Gewaltbeziehungen.

  • Angst: vor Rache, vor dem Verlust der Kinder, davor, nicht geglaubt zu werden.

  • Scham: Gewalt lebt vom Schweigen.

  • Traumabindungen: Psychologische Verstrickungen in einem Wechselspiel aus Nähe und Angst.

  • Fehlende Ressourcen: finanzielle Abhängigkeit oder kein Zugang zu Hilfe.

  • Sozialer Druck: gesellschaftliche oder familiäre Erwartungen, „die Beziehung zu retten“.

Gehen ist kein Ereignis – es ist ein Prozess. Es braucht Sicherheit, Unterstützung und Mitgefühl.


Wie Gewalt Körper und Psyche beeinflusst

Viele Überlebende berichten von:

  • Chronischer Angst oder Depression

  • PTSD-Symptomen, Flashbacks oder Dissoziation

  • Autoimmunerkrankungen oder chronischer Erschöpfung

  • Essstörungen oder Problemen mit dem Körperbild

  • Schwierigkeiten mit Grenzen, Vertrauen oder Selbstwert

Das sind keine Schwächen – das sind Überlebensstrategien. In meiner Praxis unterstütze ich Frauen und Überlebende dabei, sich mit ihrem Nervensystem, ihrer Stimme und dem Recht auf Sicherheit im eigenen Körper zu verbinden.


Eine persönliche Notiz von mir

Ich kenne dieses Thema nicht nur beruflich, sondern auch persönlich. In meiner ersten Beziehung habe ich selbst Gewalt erfahren. Lange habe ich gezweifelt, was passiert ist, es heruntergespielt, mich geschämt und gedacht, es sei meine Schuld.

Heilung war kein gerader Weg. Es war nicht einfach nur mit der Trennung getan – aber es wurde besser. Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug. Mit traumasensibler Begleitung, körperbasierter Therapie und Menschen, die mir glaubten, habe ich wieder Vertrauen gefasst. In andere – und in mich. Ich konnte wieder in meinem Körper sein, ohne Angst.

Ich teile das nicht, um den Fokus auf mich zu lenken, sondern um dich daran zu erinnern:

Du bist nicht allein. Es ist nicht deine Schuld. Und Heilung ist möglich.

ine warme, gemütliche Leseecke mit einer weichen Decke, einer Tasse Tee auf einem Holztisch und Kissen – vermittelt Geborgenheit, Sicherheit und emotionale Wärme

Wie du jemanden in einer Gewaltbeziehung unterstützen kannst

Wenn dir jemand etwas anvertraut:

  • Höre zu – ohne zu urteilen, ohne Druck.

  • Glaube der Person – auch wenn es schwer ist.

  • Respektiere ihr Tempo – vielleicht ist sie noch nicht bereit zu gehen.

  • Gib keine Ratschläge – frage lieber: „Was brauchst du gerade?“

  • Teile Ressourcen – vorsichtig und nur, wenn es sicher ist.

Du musst nichts „lösen“ – es reicht, wenn du ein sicherer Ort bist.





Anlaufstellen bei häuslicher Gewalt (anonym & kostenlos)

Wenn du dich in diesem Artikel wiedererkennst oder unsicher bist, zögere nicht, Hilfe zu suchen. Du verdienst Sicherheit. Du bist nicht allein.



Wie ich dich auf deinem Weg begleiten kann

Ich arbeite mit Frauen und Überlebenden, die sich nach gewaltvollen Beziehungen wieder stabilisieren und sich selbst finden wollen. Ich biete:

  • Traumasensible Sitzungen, die deinen Körper & deine Geschichte ehrt

  • Körperorientierte Methoden wie TRE und Somatic Experiencing

  • Unterstützung bei Angst, chronischen Symptomen, Dissoziation, Selbstzweifeln

  • Einen sicheren Raum – online, diskret, in deinem Tempo

Du musst nicht alles sofort erklären. Du darfst einfach da anfangen, wo du gerade bist.


Häufige Fragen zu häuslicher Gewalt (FAQ)

Ist emotionale Gewalt genauso schlimm wie körperliche?

Ja. Emotionale und psychische Gewalt können tiefgreifend das Selbstwertgefühl, das Nervensystem und die mentale Gesundheit beeinträchtigen – auch ohne sichtbare Spuren.

Ich glaube, jemand in meinem Umfeld erlebt Gewalt. Was kann ich tun?

Biete deine Unterstützung an, ohne zu drängen. Ein Satz wie „Ich bin da, wenn du reden willst“ kann viel bewirken. Druck erzeugt oft Rückzug.

Hilft Traumatherapie wirklich nach Missbrauch?

Ja – vor allem, wenn sie auch körperbasierte Ansätze integriert. Trauma sitzt nicht nur im Kopf, sondern im Nervensystem. Therapie kann helfen, sich wieder sicher und verbunden zu fühlen.

 
 
 

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