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Was ist ein aktiviertes Nervensystem?

  • Autorenbild: Rebecca Rinnert
    Rebecca Rinnert
  • vor 4 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Hast du dich schon einmal ohne erkennbaren Grund nervös gefühlt, jemanden angeschrien, den du liebst, oder bist mitten in einem Gespräch innerlich abgeschaltet?


Mit dir ist nichts falsch – dein Nervensystem spricht mit dir. In diesem Blogartikel erkläre ich, was ein aktiviertes Nervensystem ist, wie chronischer Stress deinen Körper beeinflusst und welche sanften Möglichkeiten es gibt, um dein System zurück in die Regulation zu bringen.

Was das Nervensystem täglich für dich leistet

Dein Nervensystem ist das Kommunikationssystem zwischen Körper und Gehirn. Es hilft dir zu fühlen, zu reagieren und zu überleben. Zwei Hauptzweige arbeiten dabei zusammen:

  • Das sympathische Nervensystem (SNS) aktiviert Kampf- oder Fluchtreaktionen

  • Das parasympathische Nervensystem (PNS) unterstützt Entspannung, Verdauung und Heilung

Ein gesunder Mensch wechselt im Tagesverlauf zwischen diesen Zuständen hin und her. Diese Flexibilität ermöglicht es dir, auf Stress zu reagieren und dann wieder zur Ruhe zu kommen.

Wenn dein Nervensystem jedoch "aktiviert" ist, bedeutet das: Dein Körper hat eine Bedrohung wahrgenommen – sei sie real oder nur empfunden – und schaltet in den Überlebensmodus. 🎥 Für eine einfache visuelle Erklärung der drei Überlebensreaktionen (Kampf, Flucht, Erstarrung) empfehle ich dieses Video: https://www.youtube.com/watch?v=SlhFrBoEnxU&themeRefresh=1


Was bedeutet ein aktiviertes Nervensystem?

Ausdrucksstarkes Graffiti eines Menschen mit aufgerissenen Augen und Händen am Kopf, der Anspannung, inneren Stress oder einen psychischen Ausnahmezustand darstellt – symbolisch für ein überaktiviertes Nervensystem oder emotionale Überforderung.

Ein aktiviertes Nervensystem signalisiert, dass dein Körper eine Bedrohung – real oder wahrgenommen – erkannt hat und in den Überlebensmodus wechselt.

Typische Anzeichen:

  • Erhöhter Herzschlag

  • Muskelverspannungen (z. B. im Kiefer, Nacken, Schultern)

  • Flache oder schnelle Atmung

  • Rasende Gedanken

  • Gefühle von Angst, Reizbarkeit, Erstarrung oder Dissoziation

Diese Reaktionen sind in akuten Situationen hilfreich. Problematisch wird es, wenn der Körper dauerhaft in diesem Zustand verweilt – beispielsweise nach traumatischen Erfahrungen.


Typische Anzeichen eines aktivierten Nervensystems

A visual diagram of the Polyvagal Ladder showing three states of the autonomic nervous system: ventral vagal (safe and social) at the top, sympathetic (fight or flight) in the middle, and dorsal vagal (freeze or shutdown) at the bottom. The ladder illustrates how we move between states in response to safety or threat.

Wenn dein System in einem dauerhaften Alarmzustand bleibt, kann das verschiedene Bereiche deines Lebens beeinflussen:

  • Kampf-/Fluchtmodus: Unruhe, Überwachsamkeit, Angst, Wut

  • Erstarrung (Freeze): Erschöpfung, Gefühllosigkeit, Rückzug

  • Anpassung (Fawn): Überanpassung, Schwierigkeiten mit Grenzen

  • Schlafprobleme, Verdauungsbeschwerden, chronische Verspannungen

  • Gefühl von Unsicherheit trotz objektiver Sicherheit

Diese Reaktionen sind Schutzmechanismen deines Körpers. Sie entstehen nicht, weil du "zu sensibel" bist, sondern weil dein Nervensystem gelernt hat, wachsam zu bleiben.


Warum bleibt dein Nervensystem aktiviert?

Nach belastenden Erfahrungen speichert der Körper Muster, die ihm beim Überleben geholfen haben. Diese Muster schalten sich nicht automatisch ab, wenn die Gefahr vorbei ist.

Mögliche Reaktionen:

  • Dauerhafte Alarmbereitschaft

  • Emotionale Taubheit zum Selbstschutz

  • Überreaktion auf scheinbar neutrale Reize

Das alles ist Biologie, kein Versagen. Aber diese Schutzmuster können langfristig dazu führen, dass wir uns von uns selbst und anderen entfremden.


Wie du dein Nervensystem unterstützen kannst

Die gute Nachricht: Regulation kann man lernen. Es ist eine Fähigkeit, kein Charaktermerkmal.

Hilfreiche Methoden:

  • Atemübungen: Tiefe, bewusste Atmung zur Beruhigung des Systems

  • Körperwahrnehmung: Achtsames Spüren des eigenen Körpers

  • TRE (Tension & Trauma Releasing Exercises): Lösen von Spannungen durch neurogenes Zittern

  • Somatic Experiencing (SE): Mit professioneller Begleitung gespeicherte Stressreaktionen verarbeiten

  • Pausen & Grenzen: "Nein" sagen, Reizüberflutung reduzieren

  • Co-Regulation: Mit Menschen sein, bei denen du dich sicher fühlst

Diese Werkzeuge "reparieren" dein Nervensystem nicht – sie erinnern es daran, dass es sicher ist, zur Ruhe zu kommen.


Fazit: Dein Körper ist nicht dein Feind

Ein schnell aktiviertes Nervensystem bedeutet nicht, dass du kaputt bist. Es heißt: Dein Körper hat gelernt, dich zu beschützen. Mit Wissen, Verständnis und sanften Methoden kannst du neue Muster entwickeln und wieder mehr Sicherheit in dir selbst finden.


🙋‍♀️ FAQ: Aktiviertes Nervensystem

Ist es normal, sich dauerhaft angespannt zu fühlen?

Ja, vor allem wenn du Trauma, chronischen Stress oder unsichere Umfelder erlebt hast. Auch wenn es nicht ideal ist, ist es ein erlerntes Schutzverhalten. Mit Unterstützung ist Regulation möglich.


Was ist der Unterschied zwischen Angst und Nervensystem-Aktivierung?

Angst ist ein Gefühlszustand, Nervensystem-Aktivierung eine körperliche Reaktion. Oft treten beide gemeinsam auf. Angst kann also ein Symptom eines aktivierten Nervensystems sein.


Kann Traumatherapie mein Nervensystem regulieren?

Ja. Somatische Ansätze wie SE, TRE oder traumasensitives Yoga arbeiten gezielt mit dem Körper, um Regulation wieder zu ermöglichen.


Wie lange dauert es, bis ich mich regulierter fühle?

Das ist individuell. Schon das Verständnis für die eigenen Körperreaktionen bringt oft erste Entlastung. Kleine, regelmäßige Schritte sind langfristig wirksam.


Kann ich mein Nervensystem auch ohne Therapeut*in regulieren?

Ja, viele Methoden kannst du selbst nutzen. Gleichzeitig kann eine sichere therapeutische Beziehung tiefergehende Heilung ermöglichen.


📚 Ressourcen zur Nervensystem-Regulation

Bücher:

  • Verkörperter Schrecken (The Body Keeps the Score) – Bessel van der Kolk

  • Sprache ohne Worte / Waking the Tiger – Peter Levine

  • Die Heilkraft des Vagusnervs – Stanley Rosenberg

  • Verankert / Anchored – Deb Dana

Kostenlose Tools:

Apps:

  • Insight Timer: Meditationen, Bodyscans, Atemübungen

  • Othership: Atemtechniken zum Aktivieren oder Beruhigen

  • Mindful Mamas: Traumasensitive Unterstützung (nicht nur für Mamas!)


 
 
 

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